Was ist dran an "Fitna"?

Geert Wilders Film „Fitna“

über den Islam ist weniger provokativ ausgefallen, als seine diversen Ankündigungen erwarten liessen.

Sein Zusammenschnitt von Suren, die zur Vernichtung Andersgläubiger oder Nichtgläubiger aufrufen, und Bildern aus Terroranschlägen bringt nichts Neues. Er kann aber auch nicht wie in der NZZ vom 29.3.2008 als „manipulativ“ bezeichnet werden. Tatsache ist, dass weltweit eine beängstigende Zahl von frustrierten jungen Menschen, vor allem Männern, anfällig für Manipulation im Namen eines heiligen Buches und bereit zum Töten im Namen ihrer Religion sind.

"Kulturelle" Musline, Christen und Juden sind (noch) in der Mehrzahl

Manipulativ in Wilders Film sind die Zahlen: Menschen, die aus islamisch dominierten Länden in den Westen kommen und sich als Muslime bezeichnen, fühlen sich in der Mehrheit von westlichen Idealen der Freiheit angezogen und sollten eben gerade nicht alle in einen Topf geworfen werden. Sie sind genauso „kulturelle Muslime“ wie die meisten Menschen im Westen „kulturelle Christen“ oder auch „kulturelle Juden“ sind: Nicht aus einer tiefen persönlichen Überzeugung heraus bezeichnen sie sich so, sondern aus dem Bedürfnis nach Orientierung, nach kulturellen Wurzeln.

Trotzdem dürfte Wilders insofern Recht haben, als Fundamentalisten aller Religionen und Kulturen überall die Tendenz haben, sich stärker zu vermehren, mehr Kinder zu zeugen als der weniger fanatische Rest der Bevölkerung. Das dürfen wir nicht vernachlässigen.

Populistische Rezepte greifen zu kurz

Wilders populistischen Rezepte vom Koranverbot bis zum Einwanderungsstopp für "Muslime" kann vernünftigerweise nicht gefolgt werden. Die Art und Weise, wie die niederländische Regierung mit dem Film umging, ist allerdings auch kein Ruhmesblatt für eine freiheitliche Gesellschaft und ihren demoratischen Diskurs. Es muss erlaubt sein, das hässliche Gesicht der Religionen zu zeigen. Eine Regierung muss sich davon nicht distanzieren, sondern konstruktive Diskussionsbeiträge liefern.

Multikulturalität sollte weder romantisch verklärt noch dämonisiert werden. Sie ist eine westliche Realität, die wir  als Chance dafür nutzen müssen, die Zuwandernden für die Werte der Aufklärung zu gewinnen. Dort müssen wir alle jene humanistischen Wurzeln finden, die die Menschen dazu bewegen, überkommene menschenverachtende kulturelle Praktiken hinter sich zu lassen.

"Religion" an der Schule

Entscheidend für die Zukunft wird deshalb sein, wie wir das Thema "Religion" an den Schulen positionieren. Hier werden heute viele falschen Zeichen gesetzt: "Religion und Kultur" sollte eben gerade kein Spezialfach im Lehrplan sein, sondern als kulturelles Phänomen in den historischen und aktuellen Bezügen behandelt werden. Ein Lehrfach Ethik, in dem die Reflexion und Diskussion über Werte einer Gesellschaft über alle konfessionellen Grenzen hinweg und ohne Rückgriff auf religiös begründete Ethiken geübt wird, kann den jungen Menschen das Rüstzeug zum friedlichen Umgang mit den ethischen Herausforderungen unserer Zivilisation anbieten.

"Religion" ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung

Es ist generell an der Zeit, dass wir auf die unsinnige Unterscheidung zwischen dem guten und dem schlechten Islam verzichten – genauso wie wir nicht zwischen dem guten und dem schlechten Christentum oder Atheismus unterscheiden können.

Religionen und andere Ideologien verdienen keinen besonderen Respekt, sondern müssen wie alle menschlichen Produkte kritisch daraufhin angeschaut werden, ob sie in einer globalisierten Welt einen Beitrag zum friedlichen Miteinander oder wenigstens Nebeneinander leisten. Nüchtern betrachtet muss man konstatieren: sowohl der Islam als auch das Christentum als auch ein aggressiver Atheismus sind nicht dazu prädestiniert.

Dieses Ergebnis muss zur Einsicht führen, dass Religion im Dialog zwischen den Menschen keinen Fortschritt bringt und deshalb auch im Staat keine besondere Rolle spielen darf.

Achtung vor der Achse der Religiösen!

Aufmerksam müssen wir auch sein, wenn Errungenschaften wie die Freiheitsrechte pervertiert werden, indem sie von Fall zu Fall beansprucht und in den Dienst der Religion gestellt werden.

Da ist es ein schlechtes Zeichen, dass die westlichen säkularisierten Vertreter im UNO-Menschenrechtsrat unterliegen und (bei zahlreichen Enthaltungen) Resolutionen verabschiedet werden, welche die Diffamierung von Religionen anprangern. (Mehr dazu...)

Hier lauert die Gefahr der Achse der Religiösen.

Reta Caspar, 29.3.2008

Geert Wilders Film „Fitna“ über den Islam ist weniger provokativ ausgefallen, als seine diversen Ankündigungen erwarten liessen.

Sein Zusammenschnitt von Suren, die zur Vernichtung Andersgläubiger oder Nichtgläubiger aufrufen, und Bildern aus Terroranschlägen bringt nichts Neues. Er kann aber auch nicht wie in der NZZ vom 29.3.2008 als „manipulativ“ bezeichnet werden. Tatsache ist, dass weltweit eine beängstigende Zahl von frustrierten jungen Menschen, vor allem Männern, anfällig für Manipulation im Namen eines heiligen Buches und bereit zum Töten im Namen ihrer Religion sind.

"Kulturelle" Musline, Christen und Juden sind (noch) in der Mehrzahl

Manipulativ in Wilders Film sind die Zahlen: Menschen, die aus islamisch dominierten Länden in den Westen kommen und sich als Muslime bezeichnen, fühlen sich in der Mehrheit von westlichen Idealen der Freiheit angezogen und sollten eben gerade nicht alle in einen Topf geworfen werden. Sie sind genauso „kulturelle Muslime“ wie die meisten Menschen im Westen „kulturelle Christen“ oder auch „kulturelle Juden“ sind: Nicht aus einer tiefen persönlichen Überzeugung heraus bezeichnen sie sich so, sondern aus dem Bedürfnis nach Orientierung, nach kulturellen Wurzeln.

Trotzdem dürfte Wilders insofern Recht haben, als Fundamentalisten aller Religionen und Kulturen überall die Tendenz haben, sich stärker zu vermehren, mehr Kinder zu zeugen als der weniger fanatische Rest der Bevölkerung. Das dürfen wir nicht vernachlässigen.

Populistische Rezepte greifen zu kurz

Wilders populistischen Rezepte vom Koranverbot bis zum Einwanderungsstopp für "Muslime" kann vernünftigerweise nicht gefolgt werden. Die Art und Weise, wie die niederländische Regierung mit dem Film umging, ist allerdings auch kein Ruhmesblatt für eine freiheitliche Gesellschaft und ihren demoratischen Diskurs. Es muss erlaubt sein, das hässliche Gesicht der Religionen zu zeigen. Eine Regierung muss sich davon nicht distanzieren, sondern konstruktive Diskussionsbeiträge liefern.

Multikulturalität sollte weder romantisch verklärt noch dämonisiert werden. Sie ist eine westliche Realität, die wir  als Chance dafür nutzen müssen, die Zuwandernden für die Werte der Aufklärung zu gewinnen. Dort müssen wir alle jene humanistischen Wurzeln finden, die die Menschen dazu bewegen, überkommene menschenverachtende kulturelle Praktiken hinter sich zu lassen.

"Religion" an der Schule

Entscheidend für die Zukunft wird deshalb sein, wie wir das Thema "Religion" an den Schulen positionieren. Hier werden heute viele falschen Zeichen gesetzt: "Religion und Kultur" sollte eben gerade kein Spezialfach im Lehrplan sein, sondern als kulturelles Phänomen in den historischen und aktuellen Bezügen behandelt werden. Ein Lehrfach Ethik, in dem die Reflexion und Diskussion über Werte einer Gesellschaft über alle konfessionellen Grenzen hinweg und ohne Rückgriff auf religiös begründete Ethiken geübt wird, kann den jungen Menschen das Rüstzeug zum friedlichen Umgang mit den ethischen Herausforderungen unserer Zivilisation anbieten.

"Religion" ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung

Es ist generell an der Zeit, dass wir auf die unsinnige Unterscheidung zwischen dem guten und dem schlechten Islam verzichten – genauso wie wir nicht zwischen dem guten und dem schlechten Christentum oder Atheismus unterscheiden können.

Religionen und andere Ideologien verdienen keinen besonderen Respekt, sondern müssen wie alle menschlichen Produkte kritisch daraufhin angeschaut werden, ob sie in einer globalisierten Welt einen Beitrag zum friedlichen Miteinander oder wenigstens Nebeneinander leisten. Nüchtern betrachtet muss man konstatieren: sowohl der Islam als auch das Christentum als auch ein aggressiver Atheismus sind nicht dazu prädestiniert.

Dieses Ergebnis muss zur Einsicht führen, dass Religion im Dialog zwischen den Menschen keinen Fortschritt bringt und deshalb auch im Staat keine besondere Rolle spielen darf.

Achtung vor der Achse der Religiösen!

Aufmerksam müssen wir auch sein, wenn Errungenschaften wie die Freiheitsrechte pervertiert werden, indem sie von Fall zu Fall beansprucht und in den Dienst der Religion gestellt werden.

Da ist es ein schlechtes Zeichen, dass die westlichen säkularisierten Vertreter im UNO-Menschenrechtsrat unterliegen und (bei zahlreichen Enthaltungen) Resolutionen verabschiedet werden, welche die Diffamierung von Religionen anprangern.

Hier lauert die Gefahr der Achse der Religiösen.

Reta Caspar, 29.3.2008

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