Die Entstehung des Glaubens

an unsichtbare, übersinnliche Wesen und Mächte

Alfred Bahr (2005)

Zu allen Zeiten glaubte der Mensch an irgendwelche übersinnliche Wesen und Mächte. Zuerst waren es die Dämonen, dann waren es Naturgeister, dann wurden die Götter entdeckt, danach offenbarte sich der mächtige Kriegs - Gott des Abraham, und später entdeckte Zarathustra, während eines kurzen Besuches des Jenseits, daß es nur einen einzigen Gott und einen Teufel in der Welt gab. Und immer waren die Menschen felsenfast von der realen Existenz ihrer jeweiligen übersinnlichen Wesen und Mächte überzeugt, genauso felsenfest überzeugt, wie heute der Christ von der realen Existenz Gottes und des Gottessohnes überzeugt ist. Hier soll nun aufgezeigt werden, wie der Glaube an unsichtbare, übersinnliche Wesensheiten und Mächte im Laufe der Menschwerdung entstanden ist, und es wird gezeigt werden, wie sich dieser Glaube im Laufe der Jahrtausende wandelte.

Um eine Theorie über die Entstehung des Glaubens an unsichtbare Wesen und Mächte wie zum Beispiel Dämonen und Naturgeister zu entwickeln ist es notwendig den Homonidentyp zu identifizieren, bei dem diese Entwicklung sehr wahrscheinlich began. Über den Homoniden, der die ersten unsichtbaren, übersinnlichen Mächte in der Natur entdeckte, wissen wir nur eines mit Sicherheit, er begann über seine Umwelt nachzudenken. Also er besaß bereits eine gewisse Denkfähigkeit. Damit sind wir schon in der Lage den Homonidentyp, der die Dämonen und die Naturgeister entdeckte, zu identifizieren.

Es war nicht der Australopithecus, der vor etwa fünf Millionen Jahren auftauchte. Dieser stand geistig mit den heutigen Menschenaffen inetwa auf gleicher Stufe. Sein Denken wird nur um Futter und Wasser gekreist haben. Er scheidet als Entdecker der Dämonen und Naturgeister aus. Der Homo habilis, der Gerätehersteller, der aus dem Australopithecus hervorging, war schon imstande über scharfkantige Steine als Schneidwerkzeug nachzudenken. Ansonsten wird sein Denken ebenfalls nur um Futter und Wasser gekreist haben. Beim Homo erectus, der vor etwa 1,5 Millionen Jahren auftauchte, sehen wir schon eine deutliche Zunahme des Gehirnvolumens. Bei diesem Homoniden dürfen wir die Entstehung des Glaubens an unsichtbare, übersinnliche Wesensheiten suchen. Der Homo erectus besaß auch schon die Fähigkeit artikulierte Laute zu bilden; bei ihm begann also die Sprachfähigkeit. Die Schädelfunde der Paläontologen geben uns nämlich nicht nur Auskunft über das Gehirnvolumen des betreffenden Homoniden, sondern auch Auskunft über die ungefähre Lage des Kehlkopfes. Aus der Form der Schädelbasis können die Anatomen über die Lage des Kehlkopfes schließen. Liegt der Kehlkopf hoch, wie bei den Menschenaffen, ist eine Bildung νοn artikulierten Lauten und somit die Bildung vοn Wörtern nicht möglich. Liegt der Kehlkopf dagegen tief, wie bei uns Menschen, dann ist die Sprachfähigkeit gegeben. Beim frühen Homo erectus begann der Abstieg des Kehlkopfes. Er muß deshalb imstande gewesen sein, die ersten artikulierten Laute zu bilden, wodurch seine Möglichkeit zu kommunizieren erheblich verbessert gewesen sein muß. Voll entwickelt war die Sprachfähigkeit aber erst beim Homo sapiens, der vor etwa vierhunderttausend Jahren auftauchte.

Von den verschiedenen übersinnlichen Wesensheiten scheint der Dämonenglaube vom Konzept her der primitivste zu sein. Wir sind daher zu der Annahme berechtigt, daß der Dämonenglaube zuerst entstand. Vom Konzept her sind Dämonen böse und feindliche Mächte, die den Menschen nur Schaden zufügen wollen. Sie hausten in den Vulkanen und schleuderten wütend und tobend glühende Felsbrocken in die Luft und spien flüßige Lava vom Berge herab, oder sie kamen auf dunklen Wolken daher und schleuderten tobend und donnernd feurige Blitze zur Erde nieder. Auch verursachten sie Stürme und Wolkenbrüche und ließen die Erde erbeben. Die Tiere standen diesen Ereignissen verständnislos gegenüber und ergriffen die Flucht. Auch der Australopithecus und der Homo habilis werden diesen Ereignissen verständnislos gegenüber gestanden haben.

Die Frage ist nun, wie kam der Frühmensch bzw. der Homo erectus dazu, in der Natur Dämonen zu vermuten? Vom Konzept her sind Dämonen Feinde, allerdings machtvolle Feinde. Der Dämonenglaube setzt also den Feindbegriff als Denkkategorie voraus. Der Homo erectus muß also zuerst irgendwann den Feindbegriff als Denkkategorie entwickelt haben. Er war damit imstande, sich Feinde im Geiste vorzustellen, selbst wenn keine zusehen waren. Auch konnte er sich gefährliche Situationen vorstellen, selbst wenn keine vorhanden waren. Verantwortlich für die Entstehung des Feindbegriffes als Denkkategorie war seine Umwelt. Feinde hatte der Frühmensch sicher im ÜberfΙuß, zum Beispiel in der Tierwelt und wahrscheinlich auch unter Seines-gleichen. Das größer gewordene Gehirn ermöglichte es ihm seine Umwelt denkend zu erfassen bzw. geistig zu verarbeiten. Nachdem der Frühmensch gelernt hatte sich Feinde im Geiste vorzustellen, wird der Freundbegriff wohl der nächste Begriff gewesen sein, den er imstande war sich zu bilden. Dieser Mensch wird nun bald die Superfeinde in der Natur entdecken.

Eines Tages, als ein Vulkan in seiner Nähe wieder einmal polternd und tobend glühende Steine in die Luft schleuderte und glühende Lava ausspie, muß er auf dem Gedanken gekommen sein, daß im Innern des Vulkans ein mächtiger Feind toben müsse. Oder wenn es blitzte und donnerte, muß er einen wütenden Feind über den dunklen Wolken vermutet haben. Das ist mehr, als nur instinktiv Gefahr wittern. Hier steht zum ersten Mahl der denkende Mensch der Natur gegenüber und versucht die Ereignisse in der Natur geistig zu verarbeiten, zu verstehen. Mit der Erkenntnis, daß es in der Natur mächtige, böse Feinde gibt, wird der Frühmensch wohl eine sehr lange Zeit gelebt haben, denn sein Geist war noch sehr langsam im Denken. Irgendwann wird der Frühmensch jedoch begonnen haben, sich über das Aussehen jener Feinde im Vulkan und über den dunklen Wolken Gedanken zu machen, und da es unmöglich war, diese Superfeinde zu Gesicht zu bekommen, muß er zwangsläufig zu der Erkenntnis gekommen sein, daß jene Superfeinde unsichtbar seien. Der Glaube an unsichtbare, übernatürliche Wesensheiten und Mächte war geboren, genauer gesagt, der Glaube an Dämonen. Dieses war eine intellektuelle Errungenschaft, die nur den Feindbegriff als Denkkategorie voraussetzte, nicht jedoch ein Supergehirn, oder die Fähigkeit zu sprechen.

Auf Descartes geht die Vorstellung zurück, daß Denken die Sprachfähigkeit voraussetzt. Tiere, insbesondere Affen und Menschenaffen können demnach nicht denken, da sie keine Wörter bilden können. Nach diesen Vorstellungen konnte der Urmensch, also der Homo habilis und sein Vorgänger, der Australopithecus und auch der frühe Homo erectus nicht imstande gewesen sein zu denken, da diese noch nicht sprechen konnten. Nach neuesten Forschungsergebnissen können Tiere sehrwohl denken - ohne Sprache. (siehe Science Magazine, Okt. 98, by Rosenkrantz, Mc. Duff, und siehe auch Elizabeth Brannon und Herbert Terrace). Natürlich wird das Denkvermögen der Tiere sehr begrenzt sein. Es ist auf jeden Fall zulässig die Entstehung des Glaubens an unsichtbare Wesen und Mächte bei den noch nicht sprechenden Frühmenschen zu suchen und nicht etwa beim Homo sapiens, dem sprechenden Menschen.

Da der Frühmensch nun unsichtbare Superfeinde, die Dämonen, in der Natur entdeckt hatte, war es nur natürlich auch bald unsichtbare freundliche Wesen in der Natur zu vermuten. Bald hatte der Frühmensch auch die Wesen entdeckt, die eine Wasserquelle sprudeln ließen, die das Rauschen der Wälder verursachten und die versteckt in den Bäumen hausten, die in den Felsen verborgen waren oder mit dem Wind unsichtbar durch die Lüfte sausten. Selbst in den Tieren wurden bald Geister vermutet. Die gesamte Natur war voller Geister. Von nun an ging es unaufhaltsam weiter in der Ergründung der Umwelt. Auch die nun folgende Entwicklung wird sehr, sehr langsam vor sich gegangen sein. Möglicherweise hatte der Homo erectus inzwischen bereits eine gewisse Sprachfähigkeit entwickelt. Der Früh-mensch entdeckte nun die angeblich magischen und übernatürlichen Eigenschaften materieller Dinge, den Fetischismus (Amulette, Talismane). Bald glaubte er auch zu wissen, daß es eine übernatürliche Beziehung eines Tieres, dem Totem, zu seiner Sippe gab. Um eine praktische Beziehung zu den Geistern in der Natur herzustellen, wurden Kulthandlungen erdacht. Mit Magie wurde versucht, mittels übernatürlicher Kräfte, die man vorgab oder sich einbildete zu besitzen, auf seine Mitmenschen im guten oder bösen Sinne einzuwirken. Schon hier erkennen wir Geltungsbedürfnis und das Streben nach Macht und Einfluß. Dieses war der Hintergrund und der Nährboden, auf dem später der Götterglaube und noch später der “Ein - Gott” Glaube entstehen konnte. Ohne diesen Glauben an Dämone und Naturgeister und ohne all diesen Aberglauben hätte der Götterglaube und der Glaube an die heutigen Gottheiten nie entstehen können und wir lebten heute in einer zwar gottlosen, aber wahrscheinlich besseren Welt. Allerdings muß zugegeben werden, daß diese Entwicklung wohl unvermeidlich war. Wie sonst hatte der denkende Mensch entstehen können?

Die Frage ist nun, wann erschienen die Götter auf dem Plan? Die Göttermythologien verraten uns, daß wir nun einen Menschentyp mit einem gut entwickelten Gehirn und mit vollentwickelter Sprach-fähigkeit vor uns haben. Wir haben jetzt also den späten Homo erectus oder den frühen Homo sapien vor uns. Auch der Götterglaube benötigte eine lange Zeit, bis er voll entwickelt war. Insbesondere die verschiedenen Göttermythologien werden für ihre Entstehung eine lange Zeit beansprucht haben. Sie wurden über lange Zeiträume νοn Generation zu Generation mündlich weitergereicht, bis sie die Epoche der Schriftsprache erreicht hatten. Die Göttermythologien verraten uns, daß man sich die Götter zwar als machtvolle, aber ansonsten wie Menschen aussehende und wie Menschen handelnde, unsichtbare Wesensheiten vorstellte. Einige liebten die Jagd, andere den Krieg, und andere wiederum liebten Wein, Weib und Gesang. Sie hatten Liebschaften und zeugten Kinder, manchmal auch mit Sterblichen. Sie hatten Streitigkeiten und benahmen sich auch sonst wie gewöhnliche Sterbliche. Jedoch sie bewegten Sonne, Mond und die Gestirne und waren auch auf Erden für alles verantwortlich.

Das Entscheidende an den Göttermythologien ist jedoch, daß man sich die Götter sehr menschlich vorstellte. Sie waren eigentlich nur Supermenschen, also Menschen, die mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet waren. Hier muß darauf hingewiesen werden, daß dasselbe auch für die christliche Gottesgestalt gilt. Bekanntlich soll Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen haben. Demnach muß Gott wie ein Mensch ausgesehen haben. Auch bekam dieser Gott später, zu Zeiten des Paulus, einen Sohn, der ebenfalls ganz menschlich aussah und als Mensch sogar auf Erden wandelte. Dieses sind deutliche Indizien dafür, daß die christliche Gottesgestalt nur eine Fortsetzung des alten Götterglaubens ist. Ιn den Mythologien schufen die Götter den Menschen nach ihrem Ebenbild. Ιn Wirklichkeit war es jedoch genau umgekehrt. Der Mensch schuf die Götter nach seinem Ebenbild, ihm gleich, aber mächtiger.

Wenn wir den Götterglauben mit dem älteren Naturgeisterglauben vergleichen, erkennen wir, daß der Götterglaube ein völlig neues Element enthält. Die Götter waren nicht nur mächtig und stark, wie etwa die Dämonen, sondern sie konnten belohnend oder bestrafend in das Leben der Menschen eingreifen. Die älteren Naturgeister dagegen waren in der Hauptsache passiv. Zwar ließen sie manchmal das Quellwasser versiegen, aber man wußte nicht warum und man hatte keinen besonderen Grund sie zu fürchten. Ebenso was die Dämonen taten war unverständlich. Sie verbreiteten Furcht und Schrecken und man wußte nicht warum.

Das neue Element, das wir im Götterglauben vor finden, verrät uns, wo wir die Göttermacher zu suchen haben. Vor der Entstehung des Götterglaubens gab es die Geisterkundigen. Diese stellten damals die geistige Elite jener primitiven, nomadisch lebenden Menschen dar und jeder Stammesangehörige wird ihnen mit besonderer Ehrfurcht und Achtung begegnet sein. Diese Geisterkundigen oder Priester der Naturgeister, was immer sie waren, werden demnach eine hohe Stellung innerhalb des Stammes oder der Sippe eingenommen haben. Jedoch konnten sie nicht sehr machtvoll gewesen sein. Den Τοn werden die Stammesführer, Hordenführer oder Häuptlinge angegeben haben. Es gab ja keinen Grund die Naturgeister besonders zu fürchten. Mit diesen Naturgeistern konnten die Geisterkundigen niemals machtvoller als die Stammesführer oder Häuptlinge sein.

Unter den Geisterkundigen gab es nun einige, die vorgaben mit der Geisterwelt in Verbindung treten zu können und die auch vorgaben über übernatürliche, magische Kräfte zu verfügen. Sie konnten, im guten oder auch bösen Sinne. auf ihre Mitmenschen einwirken, sie krank machen, oder sie auf andere Weise schädigen, und jeder Stammesangehörige wird sich bemüht haben, sich mit diesen Magiern auf gutem Fuß zu stellen. Bei diesen Magiern sehen wir schon deutlich das Streben nach Macht und Einfluß. Diese Magier waren die Ersten, die mit der Ausbeutung der Unwissenheit und der Leichtgläubigkeit ihrer Mitmenschen begannen. Jedoch sie waren sterblich und ihre Macht endete mit ihrem Tod und oft, wenn sich Häuptlinge, Stammesführer oder Angehörige des Stammes durch die magischen Kräfte des Magiers zu sehr bedroht gefühlt haben, werden sie den Magier umgebracht haben. Mit dem Tode des Magiers war auch sein magischer Einfluß beendet. Also auch diese Magier oder Zauberer konnten niemals mächtiger als die Häuptlinge oder Stammesführer sein.

Einer dieser alten Geisterkundigen oder Magier muß eines Tages erkannt haben, daß er mächtiger als Häuptlinge und Stammesführer sein könnte, wenn es ein Geistwesen gäbe, das machtvoller als die gewöhnlichen, alltäglichen Naturgeister wäre und das belohnend und bestrafend direkt in das Leben der Menschen eingreifen könnte. Dieses Geistwesen würde auf diese Weise die Menschen beherrschen, und als Priester oder Sprecher dieses Geistwesen würde er selbst der wahre Herrscher sein. Jedoch wird der Magier bei diesen Überlegungen noch ein anderes Ziel verfolgt haben, nämlich seine Person nicht mehr in Lebensgefahr zu bringen. Er wird erkannt haben, daß er immer in Lebensgefahr schweben würde, wenn er selbst Inhaber der übersinn-lichen Fähigkeiten bliebe. Durch den Verzicht auf alle magischen und übersinnlichen Fähigkeiten und die Übertragung derselben auf jenes Geistwesen würde er nicht mehr zur Zielscheibe im Machtkampf werden können, und jenes Geistwesen war als solches unverwundbar. Niemand würde es wagen den Priester jenes Geistwesens umzubringen, denn damit hätte er nicht die Macht jenes Geistwesens gebrochen, würde sich aber die Rache jenes Geistwesen ausgesetzt haben. Auf diese Weise, so wird jener Geisterkundige argumentiert haben, würde er machtvoller als alle Häuptlinge und Stammesführer sein können. Also machte er sich ans Werk und begann Götter zu machen, zu erdichten.

Der erste Göttermacher muß natürlich Überlegungen angestellt haben, das Aussehen der Götter betreffend. Eines war sicher, er konnte nicht die bekannten, nicht sehr machtvollen Geister in der Natur als Vorbild nehmen. Also das neue Geistwesen mußte sich νοn den Naturgeistern deutlich unterscheiden, und es mußte dem Wesen nach den Menschen nahe stehen. So kam er zwangsläufig auf die menschliche Gestalt als Vorbild für das neue Geistwesen.

Der Göttermacher stand somit vor der Aufgabe aus einer menschlichen Gestalt mit Hilfe eines Personenkultes oder sonstwie ein machtvolles Geistwesen zu machen. Auch hier gab es eine Schwierigkeit. Wie konnte man aus einer noch lebenden Person ein machtvolles, den Menschen befehlendes und beherrschendes Geistwesen machen? Das ging nicht! Aber aus einer toten, heldischen Gestalt, aus einer Sagengestalt zum Beispiel könnte man das machen. Im folgenden wird versucht zu rekonstruieren, wie das vor sich gegangen sein kann. Die Wirklichkeit wird nicht weit vοn der hier gebrachten Darstellung entfernt sein.

Die Göttermacherei wird in vier Phasen stattgefunden haben:

1. Eine heldische Sagengestalt oder eine küzlich umgekommene heldische Person, ein erfolgreicher Löwenjäger zum Beispiel wird mit Hilfe eines tänzerischen Rituals in eine Kultfigur verwandelt.

2. Während der Tanzrituale werden die Taten des Helden dramatisiert und weitere Taten hinzugedichtet. Der Held wird auf diese Weise langsam in einen Superhelden verwandelt.

3. Der nun zum Heldenpriester avancierte Geisterkundige und Magier sorgt während der Tanzrituale mit Hilfe seiner Dichtkunst dafür, daß die irdische Abstammung der Kultfigur in Vergessenheit gerät.

4. Während einer kultischen Handlung gibt der Heldenpriester bekannt, daß er eine Vision habe: "Der Held lebe, es gehe ihm gut, er sei zwar unsichtbar, aber er sei anwesend

Da jene Steinzeitmenschen an unsichtbare Wesen und Mächte in der Natur gewöhnt waren, hatten sie keinen Grund, die Verkündungen dieses "ehrenwerten Heldenpriesters und Geisterkundigen” zu bezweifeln. Da auch die irdische Abstammung des Superhelden in Vergessenheit geraten war, war aus dem Superheld ein Wesen geworden, das nichts mehr mit gewöhnlichen Sterblichen gemein hatte, er war zu einem Gott geworden, und der Heldenpriester war fortan der Priester eines Gottes. Der aus einem Personen - oder Heldenkult hervor gegangene Götterglaube macht verständlich, warum man sich zu allen Zeiten die Götter und Gottheiten als νοn menschlicher Gestalt vorstellte.

Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Entwicklung verhältnismäßig harmlos und ungefährlich, wenn man davon absieht, daß diese ersten Götterpriester ihre Mitmenschen frech belogen, indem sie ihre Dichtwerke als Realitäten ausgaben. Jedoch diese ersten Priester hatten auch ihre Macht über den menschlichen Geist entdeckt und nutzten dies in der Folgezeit weidlich aus.

Es gibt Religionsforscher, welche die Rolle des Priesters in der Entstehung des Götterglaubens gern übersehen möchten und darum Priester und Gläubige in einen Topf werfen. Zum Beispiel Alfred North Whitehead, Physiker und Philosoph meint, der Mensch entdeckte sein Solitärsein und, um einen Freund und Gefährten zu haben, erfand er die Götter und später Gοtt. Diese Begründung ist zu einfach und vernachläßigt die menschliche Natur. Αndererseits ist auch er der Meinung, daß der Götterglaube aus einem Personen - oder Heldenkult hervorging.

Die von Whitehead vorgebrachte Hypothese, daß der Mensch sein Solitärsein in der Welt entdeckte und darum einen Gott brauchte, ist aus folgenden Gründen falsch: Ιn jener Zeit lebten die Steinzeit-menschen in Sippen oder Lebensgemeinschaften, die eigentlich Groß-familien darstellten. Der Einzelne dieser Gemeinschaft war mit ihr auf Gedeih und Verderb verbunden. Ein starkes Zusammengehörigkeits-gefühl verband alle miteinander, und der Einzelne fand Schutz und Sicherheit innerhalb der Gemeinschaft. Unter diesen Umständen ist es höchst unwahrscheinlich, daß der Einzelne das Gefühl des Alleinseins und des Verlassenseins entwickeln konnte. Hinzu kommt, daß die Götter oft garnicht so freundlich dem Menschen gegenüber waren. Der Götterglaube ist vielmehr das Ergebnis eines Machtkampfes zwischen den Geisterkundigen oder Magiern und den Häuptlingen.

Bei der Gestaltung der Götter werden die Göttermacher natürlich die seelischen Bedürfnisse ihrer Mitmenschen einkalkuliert haben. Die ersten Götter werden demnach Schutzgötter und Götter der Jagd gewesen sein. Die Schutzgötter konnten die Stammesangehörigen vor den bösen, dämonischen Mächten in der Natur beschützen, und die Götter der Jagd sorgten für Jagdglück, vorausgesetzt der Priester bekam seinen Anteil von der Jagdbeute. Wurde er übergangen und Jagdglück blieb einmal aus, dann war es eine Bestrafung des Gottes. -

Da jene ersten Priester - die Göttermacher - in ihren Mitmenschen solch eine ergebene und leichtgläubige Audienz vorfanden, konnten sie ungehindert weitermachen. Für jeden Zweck wurde ein neuer Gott erfunden. Wahrscheinlich wurden nun auch einige der alten Naturgeister zu Göttern promoviert. Bald gab es so viele Götter, daß sie hierarchisch geordnet werden mußten. Der Bedeutendste der Götterhorde wurde zum Anführer und zum Beherrscher der Welt ernannt. Sie tobten im Universum und auf Erden herum. Einige waren gutartig, andere bösartig. Einige waren für die Bewegung der Himmelskörper verantwortlich, andere für die Geschehnisse auf Erden. Wenn zum Beispiel einige Stammesangehörige bei einem Erdbeben zu Tode kamen, war es das Werk des Erdbebengottes. Kam bei einem Gewitter jemand zu Tode, war der Wettergott der Täter. Alles, was auf Erden geschah, war das Werk νοn Göttern. Auch waren einige Götter recht launisch. War der Gott des Wetters zum Beispiel gut gelaunt, dann ließ er schönes Wetter kommen; war er schlecht gelaunt, dann schickte er Sturm und Gewitter.

Nachdem die Priesterzunft sich fest etabliert hatte, entdeckten diese Priester den Menschen als Ausbeutungsobjekt. Sie erfanden nämlich die erstaunliche Fähigkeit, mit den Göttern reden, verhandeln und νοn ihnen Jagdglück, schönes Wetter und anderes mehr erkaufen zu können. Der Kaufpreis mußte den Götter, d.h. den Priestern, in Form νοn erlesener Nahrung, wertvollem Gerät und später in Gold und Silber gezahlt werden; denn die Götter mußten ja auch leben - gut leben versteht sich! Auf diese Weise wurde die Priesterzunft reich und mächtig. Damit ist die Geschichte des Priestertums aber noch lange nicht beendet. Nachdem diese Priester ihre Macht über den menschlichen Geist genügend erprobt hatten, gingen sie sogleich daran ihren Machtanspruch bis zur Grenze auszudehnen, indem sie sich zu Herren über Leben und Tod ihrer Mitmenschen ernannten. Ihre Götter entdeckten nämlich ihren unersättlichen Appetit auf Menschenfleisch - im "heiligen Feuer" gegart! Auch entdeckten diese Götter, wie amüsant das Kriegshandwerk sein kann, wenn man das Oberkomando führt. Durch den Mund ihrer Oberpriester erteilten diese kriegs-lüsternen Götter ihre Befehle an Hauptlinge und Kriegshorden, an Könige und Heere. Die Beute wurde zwischen Priester, bzw. dem Tempel und Herrscher geteilt, während die Kriegsgottheiten sich mit frisch geschlachteten Kriegsgefangenen begnügen mußten.

Mit diesem Menschenopfer demonstrierten diese blutrünstigen Götter und ihre Priester ihre Macht über den Menschen. Die Furcht und das Grauen, welches diese Götter verbreiteten ließ keine Zweifel an ihre reale Existenz aufkommen. So wurde diesen Menschen der Gedanke ins Gehirn gehämmert, “Der Gott existiert, sein Wort ist Gesetz”. Da dieser Mördertrick so gut funktionierte und zudem eine den Glauben stärkende Wirkung ausübte, wurde der blutige Priesterterror und das Menschenopfer eine ständige Einrichtung und fester Bestandteil des Götterglaubens. Diese vοn den ersten Priestern vorexerzierte Ausbeu-tung der geistig benachteiligten Mitmenschen wurde zu einem allgemeinen Merkmal der Menschheit bis zur Gegenwart. Mit den Priestern ging das Paradies verloren!

Von diesen ersten Göttern führt ein direkter Entwicklungsweg zu den Göttern Mesopotamiens, Griechenlands, Indiens und der übrigen Welt, und zwischendurch tauchten immer wieder neue Göttermacher auf, zum Beispiel in Persien, bei den alten Ägyptern und bei den alten Hebräern. Bei den Persern war es Zarathushtra, der als erster den Versuch unternahm, die Vielgötterei abzuschaffen und einen einzigen, aber allmächtigen Gott auf den Thron der Welt zu setzen.

Bei den sprechenden Göttern fällt sofort auf, daß sie nur mit ihrem Priester plauderten. Nur der Priester war imstande die Stimme seines Gottes zu hören und Anweisungen und Befehle seines Gottes entgegenzunehmen. Der Priester war damit der Befehlsempfänger seines Gottes und seine Aufgabe war es, diese an das gläubige Volk weiterzugeben. Wenn der Priester die Anweisungen und Befehle seines Gottes bekannt gab, war jedermann davon überzeugt, daß Gott anwesend war und gesprochen hatte. Mit dem sprechenden Gott übte der Priester damals eine ungeheure Macht über seine Mitmenschen aus. Er war, neben dem Hauptling oder Herrscher, damit die machtvollste Person im Stamme oder im Volke, und oft wird er Herrscher zugleich gewesen sein.

Mit der Einführung des Menschenopfers gab sich die damalige Priesterzunft der Götterzeit jedoch nicht zufrieden. Irgend einer jener alten Priester muß eines Tages erkannt haben, daß er nur der Diener und Befehlsempfänger eines Gottes war und somit nicht Inhaber der göttlichen Macht selbst. Zwar war er als Priester eines machtvollen Gottes ebenfalls mächtig, aber seine Macht war nur ein Abglanz der Macht seines Gottes. Von Machthunger getrieben ernannte sich dieser Priester darum selbst zu Gott. Er war somit der erste lebende und auf Erden wandelnde Gott. Selbstverständlich war er nun Gott und König zugleich. Das Gottkönigtum war geboren.

Da den Göttern Menschenopfer dargebracht werden mußten, verlangte dieser "irdische" Gott nun ebenfalls frisch geschlachtete Menschen als göttliches Opfer. Ein Gott, der nicht Menschenopfer verlangte, war damals kein richtiger Gott. Religiöser Kannibalismus kam auf. Es läßt sich heute schwer bestimmen, ob es den Kannibalismus als solchen zu diesem Zeitpunkt bereits gab, oder ob er mit dem religiösen Kannibalismus mitentstand, also ein Nebenprodukt jenes alten Priestertums ist. Aus der ethnographischen Forschung und aus zahlreichen Ausgrabungen haben wir heute ein sehr gutes Bild über kannibalische Menschenopfer und über den Kannibalismus als solchen. Als der Mensch vor etwa zehntausend Jahren seßhaft wurde, war der Kannibalismus schon weit verbreitet. Menschenopfer mit Kannibalismus gab es sowohl im nahöstlichen Raum, als auch im europäischen Raum. Es ist darum nicht verwunderlich, wenn auch im germanischen und slavischen Raum, und zwar noch in der Eisenzeit, Spuren vοn kannibalischen Opferungen gefunden wurden. Aus diesem Raum fehlen uns schriftliche ÜberΙieferungen, da die Schriftsprache hier, zu dieser Zeit, noch unbekannt war. Wer mehr über den Kannibalismus als solchen und über den religiösen Kannibalismus erfahren möchte, wird auf das Buch: “Religion und Kult in ur - und frühgeschichtlicher Zeit”, von Friedrich Schlette und Dieter Kaufmann, Akademie - Verlag, Berlin verwiesen. Über den nahöstlichen Raum und Ägypten stehen uns schriftliche Überlieferungen zur Verfügung. Ein interessantes Dokument ist der Kannibalenhymnus, 1881 in einer ägyptischen Pyramide entdeckt, der die kannibalische Menschenopferung für einen Gottkönig aus der Zeit des "altägyptischen Reiches" beschreibt:

“Der Himmel ist Wolkenschwer, die Sterne sind verfinstert, das Himmelsgewölbe erbebt, die Knochen des Erdgottes erzittern, nachdem sie König Unas gesehen haben, glänzend und machtvoll als der Gott, der νοn seinen Vätern lebt und seine Mütter verspeist. Die Herrlichkeit des Königs Unas ist im Himmel, seine Macht ist das Lichtreich, wie die seines Vaters, des Gottes Atum. Der hat ihn geschaffen. Aber er, Unas, ist mächtiger als Atum...König Unas ist der Stier des Himmels, der einst Mangel litt und sich darum entschloß vοn der Gestalt jedes Gottes zu leben, und ihre Eingeweide verzehrte, als sie, den Leib mit Zauberkräften gefüllt, vοn der Flammeninsel kamen. König Unas ist einer, der wohlversehen ist, der sich die Götter einverleibt hat. König Unas ist einer, der Menschen ißt und vοn den Göttern lebt, der Boten besitzt und Befehle erteilt... Chonsu, der Gott, der die Herren schlachtet, schneidet ihnen die Kehle für König Unas ab und nimmt die Eingeweide heraus, der Keltergott zerlegt sie für König Unas und kocht vοn ihnen eine Mahlzeit auf seinen Abend Kochherden. König Unas ist es, der ihre Zauberkräfte ißt und ihre Geister verschluckt.... König Unas ist die größte Macht, die Macht hat über die Mächte... Wer vοn König Unas gefunden wird auf seinem Weg, den ißt er auf, Stück für Stück. König Unas ist ein Gott, älter als die ältesten... Nicht werden die Würden des Königs Unas vοn ihm genommen werden, da er das Wesen jedes Gottes verschluckt hat. Die Lebenszeit das Königs Unas wird die Ewigkeit sein, seine Grenze die Unendlichkeit”.

Jede Zeile dieses Hymnus zeugt vοn einem ungeheuren Machthunger. Aus dem Kannibalenhymnus geht hervor, daß die Gottkönige des alten Ägyptens ihre aristokratischen Gegner und Konkurrenten nicht einfach ermordeten, sondern durch Verspeisen zu beseitigen pflegten. Wie aus dem Kannibalenhymnus weiter hervorgeht, war damit offensichtlich die Vorstellung verbunden, daß der Gottkönig auf diese Weise angeblich im Menschen verborgene mystische Kräfte zu sich nahm.

Gottkönige gab es jedoch nicht nur in Egypten. Im Zweistromland im Irak hatten sich die Sumerer angesiedelt. Sie waren auf Schiffen von weit her zugereist. Diese Sumerer hatten ebenfalls Gottkönige. Jedoch außer diesen Gottkönigen verehrten sie eine riesige Zahl Götter. Man hat jedoch keine Berichte über Menschenopfer bei den Sumerern gefunden. Unter den einheimischen, hebräischen Nomaden gab es dort den Abraham, der von einem lebenden und sprechenden Gott berichtete. Dieser Gott war jedoch niemand anders, als einer der Gottkönige der Sumerer.

Die Idee, einen Menschen gleichzeitig als Gott auszugeben wurde von den Christen übernommen. Für die Christen war Jesus von Nazareth nicht bloß ein Mensch, sondern der wahre, auf Erden wandelnde Gott, der durch seinen freiwilligen Tod am Kreuze und seine Auferstehung die Gläubigen von ihren Sünden erlöste.

Der Gott des Abraham wurde von Moses zum Kriegsgott, zum Jaweh, der Juden befördert. Später wurde der Gott des Moses von den Christen zum Allmächtigen ernannt und unter Mohammed wurde er Allah der Große. Ein Gottkönig aus der Zeit der Sumerer, der schon lange tot ist, herrscht heute also, unter verschiedenen Namen, über die religiöse Welt des Glaubens.

Die zur Zeit des Moses in diesem Raum gepflegte Form des Menschenopfer war nichtkannibalisch. Auch bei den Juden wurde dem Jahwe Menschen geopfert. Gelegentlich gab es bei den Juden sogar Kannibalismus. (siehe Jer. 19.9 und Klagelieder 410, siehe auch Ex. 22.8-29, Ex. 13.2, Ri. 11.30-35) Meistens wurden Kinder, die Erstgeborenen geopfert. Daneben gab es das Tieropfer, welches vοn den Priestern meistens selbst verspeist wurde. Das Menschenopfer, insbesondere das Opfern des Erstgeborenen hatte nur den Zweck, die Stärke der Gläubigkeit zu überprüfen und den Glauben zu vertiefen.

Immer wenn etwas vorteilhaftes im Lande geschah, z.B. erfolgreiche Jagd, verkündete der Oberpriester, der Gott ist zufrieden und dankbar. Geschah etwas unangenehmes, z.B. Katastrophen usw., dann war es eine Bestrafung; der Gott ist ärgerlich und schlecht gelaunt, und nur ein großes Opfer könne den Gott wieder zum lächeln bringen. Welches Opfer ist größer, als das Opfer einer geliebten Person, als der Erstgeborene zum Beispiel? Darum mußte es ein Erstgeborener sein. Alle besonders Gläubigen drängten sich daraufhin vor, um den Gott umzustimmen. Wenn der Oberpriester dann verkündete, der Gott habe das Opfer angenommen, war jedermann davon überzeugt, daß die Gottheit wieder lächelte, und alle waren zufrieden mit ihrem Gott und ihren Oberpriester.

Man darf nun nicht glauben, daß das Christentum weniger barbarisch ist. Auch das Christentum hat und hatte seinen Barbarismus. Da haben wir zum Beispiel auch Kannibalismus, nämlich die symbolische Verspeisung des Leibes Jesus Christus in Form der Hostie. Die Hinrichtung des Jesus am Kreuze soll ja eine Opferung gewesen sein. Jesus Christus opferte sich freiwillig, um die Menschen von ihren angeblichen Sünden zu erlösen. Allerdings wird nirgendswo gesagt, welcher Gott das Opfer verlangte.. Durch die Verspeisung des Leibes Jesus Christus in Form der Hostie soll der Gläubige sich mit Jesus Christus angeblich vereinigen und mit ihm zusammen sterben, um mit ihm auch die Auferstehung gemeinsam zu erleben. Das alles geschieht natürlich nur in der Einbildung, aber es soll dann irgendwie wirklich geschehen sein. Und echte Menschenopferungen hatten wir ebenfalls im Christentum, nämlich im Mittelalter in der Form der Verbrennungen der Hexen, der Bräute des Teufels. Es waren echte Menschenopferungen, denn die phsychologische Wirkung auf das gemeine Volk war genau dieselbe, wie beim Menschenopfer für die Götter. Die Verbrennungen der Hexen wurde erfunden, um den Glauben an Gott zu stärken, und um Volk und Kirche wieder zusammen zu bringen.

Die Päpste brauchten etwas blutiges, um den zunehmenden Abfall des Volkes vom Glauben in jener Zeit aufzuhalten. Dieser Abfall vom Glauben war durch den untragbaren moralischen Verfall und der rapanten Verdorbenheit des Klerus, der die gesamte Kirche erfaßt hatte, ausgelöst. Die Kirche verbrannte zwar alle von Glauben abgefallenen als Ketzer, aber das vergrößerte nur die Abkehr vom Glauben.

Um dies zu erreichen wurde die Hexe und ihre Pakt mit dem Teufel erfunden. Der Teufel und seine Hexen waren der Feind des Christentums. Sie sind an allem schuld. Danach wurden Tausende und Abertausende von unschuldigen Frauen gefoltert und gezwungen zu sagen, sie seien Hexen und hätten einen Pakt mit dem Teufel gemacht, worauf sie auf Scheiterhaufen unter dem Jubel der wieder gläubig gewordenen Menge lebendig verbrannt wurden.

Die Kirche offenbarte sich in dieser Zeit als die barbarischste religiöse Macht, die es jemals auf Erden gegeben hat. Weder im Islam und im alten Judentum, noch sonstwo in der Welt hat es jemals solch einen Barbarismus gegeben, wie in der Christlichen Welt im Mittelalter.

Dieser christliche Barbarismus ist jedoch nicht auf das Mittelalter in Westeuropa beschränkt. Als die Spanier nach Südamerika kamen brachten sie gleich ihre Missionare mit. Die Bekehrung der einheimischen Bevölkerung, der Eingeborenen, geschah jedoch nicht auf friedlicher Weise, sondern mit dem Schwert. Wer von den Einheimischen sich weigerte den ihnen unbekannten christlichen Gott zu verehren, dem wurde die rechte Hand abgeschlagen. Dieses ist nur eine der Brutalitäten, mit denen die Eingeborenen Südamerikas zum Christentum bekehrt wurde, als die Spanier kamen. Barbarismus also überall im Christentum.

Wer mehr über das Christentum im Mittelalter erfahren möchte, wird auf das Buch von Henry Charles Lea verwiesen: “Die Inquisition”, Greno Verlagsgesellschaft mbH., Nördlingen. (Es ist eine Kurzfassung eines dreibändigen Werkes, das 1887 in New York bei Harper and Brothers erschien).

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