Esoterik: Hinters Licht geführt

Der Esoterik-Markt wächst und wächst. Aber nicht alle Angebote sind so harmlos, wie sie klingen.

Das Lichtwesen, das die Menschheit in eine neue Zeit führen will, spricht zu seinen Jüngern. Sie sitzen im Stuhlkreis im Meditationszentrum, die Hände geöffnet auf den Oberschenkeln, die Augen geschlossen. Die Botschaft, die der Engel ihnen verkündet, kommt von einer CD. Die Harfe wird sanft gezupft, und der Engel offenbart sich mit einer ganz irdischen Frauenstimme: »Ich bin Kryon von magnetischen Dienst.« Sie sollten nicht an ihm zweifeln, sagt Kryon, auch wenn er nicht direkt zu ihnen spreche, sondern sich noch einer fremden Stimme bediene. (...)

In ganz Deutschland  gibt es solche Meditationszentren, in denen sich Kryon-Anhänger treffen, um sich auf ein verheißenes besseres Zeitalter vorzubereiten. Die Frau, die als Kryon von der Meditations-CD spricht, hat aus der bayerischen Provinz heraus ein kleines Franchise-Imperium aufgebaut: Neben CDs vertreibt sie auch Lichtnahrungsessenzen (je 30 Euro), diverse Aurasprays (25 Euro), Verjüngungscremes (99,90 Euro) sowie Kurse, in denen spirituell Talentierte die »Berufe der neuen Zeit« erlernen können (zwischen 330 und 460 Euro). Die Unternehmerin ist nicht allein. (...)

Esoterik scheint etabliert, akzeptiert. Eine Studie der Universität Hohenheim rechnet 10 bis 15 Prozent der Deutschen zur Gruppe der spirituellen Sinnsucher, die sich aktiv außerhalb der etablierten Religionen umsehen und esoterischen Praktiken offen gegenüberstehen. Bei Frauen soll der Anteil bei 20 Prozent liegen. Sogar Stadtverwaltungen scheuen sich nicht mehr, Esoterik-Messen zu organisieren. Und Volkshochschulen haben längst Angebote wie »Energiearbeit/Pendeln« oder »Grundkurs Tarot« im Programm. (...)

Die Hamburger Sektenbeauftragte Ursula Caberta fordert seit Langem einen religiösen Verbraucherschutz, um der vagabundierenden Spiritualität Herr zu werden. »Ein demokratischer Staat kann es sich nur begrenzt leisten, dass ihm die denkenden Menschen abhandenkommen«, sagt sie. Die Anbieter esoterischer Lebenshilfe sollten daher zu klaren Geschäftsregeln und schriftlichen Verträgen verpflichtet werden, in denen sie Ziel und Methode ihrer Kurse genau darlegen. Außerdem verlangt Caberta eine Umkehr der Beweislast: Im Zweifel sollen die Anbieter belegen müssen, dass eventuell auftretende gesundheitliche oder psychische Beschwerden nicht auf ihr Tun zurückzuführen sind. »Wir schützen die Menschen heute besser vor Gammelfleisch als vor denen, die es auf ihre Psyche abgesehen haben.«

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Erfahrungsbericht: Ein Weg hinters Licht Autobiographischer Roman von Joachim Huessner

In der Schweiz gibt es ebenfalls mehrere Kryonschulen, z.B. in Bern, Zürich, Nidfurn (GL), Wettingen Die Szene beruft sich auf eine international anerkannte Gesundheitsausbildungazertifizierung OMSP=ORGANISATION MUNDIAL PER LA SALUDAD PUBLICA, einer dubiosen argentinischen Therapeutenorganisation. Der offizielle Titel der Absolventen der Kryonschule lautet "Bioenergieterapeut für Energiekanalisierung", "Master of Bioenergy (Kryon)". In Zürich wird dieses Jahr der Himmel auf Erden verkauft - ein Deutsch-Schweizerisches Joint-Venture: http://himmel-erden.de/index.php?option=com_content&view=article&id=48&Itemid=53

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