Antwort zur Vernehmlassung der Kulturbotschaft 2024-2027 des Gemeinderats von Bern

Wer sich jetzt fragt, wieso sich die Freidenkenden Region Bern zu einer Kulturbotschaft äussern, muss wissen:

  • Die Stadt Bern zahlt "Betriebsbeiträge" im Rahmen der Kulturförderung an den Verein "Haus der Religionen – Dialog der Kulturen"
  • Bisher waren dies Fr. 300'000.- jährlich. Diese Unterstützung wird in einem Leistungsvertrag geregelt.
  • Der Enwurf der neuen Kulturbotschaft sieht vor, dass diese Zahlungen ab dem 2024 noch Fr. 250'000.- jährlich betragen sollen.

 

 
Screenshot Kulturbotschaft Bern 2024-2027 Website Stadt Bern

Darum haben wir am 21. August 2022 folgende Stellungnahme zur Vernehmlassung der Kulturbotschaft 2024-2027 eingereicht:

Sehr geehrte Damen und Herren

Gerne nehmen wir im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens zur Kulturbotschaft 2024-2027 des Gemeinderats Stellung.

Wir Freidenkende fördern das freie, nicht von Dogmen, Tabus und anderen Hindernissen beschränkte Denken – seit über 100 Jahren. Unsere Werte sind säkular, humanistisch und auf das Individuum und seine Entfaltungsmöglichkeiten in der Gesellschaft ausgerichtet. Ausserdem sind unsere Mitglieder Steuerzahlende, teilweise auch FirmeninhaberInnen und somit in mehrfacher Hinsicht direkt von Beschlüssen wie diesem betroffen. Gemäss BFS 2015 haben 18% der BürgerInnen explizit keine Religionszugehörigkeit, allen Trends und der urbanen Struktur nach ist dieser Anteil in der Zwischenzeit in der Stadt Bern wohl noch viel höher.

Im Entwurf der Kulturbotschaft will die Stadt Bern explizit die Kulturförderung der Entwicklung der Gesellschaft anpassen.
Nun steht darin aber, dass der Verein "Haus der Religionen – Dialog der Kulturen (HdR-DdK)" einen Beitrag von jährlich 250'000 Franken erhalten soll.
Wir Freidenkenden der Region Bern fordern Sie auf, diesen Beitrag komplett zu streichen.

Begründungen:

  • Im Rahmen der städtischen Kulturförderung wurde 2020-2023 dem Verein "Haus der Religionen – Dialog der Kulturen (HdR-DdK)" der Betrag von vormals 200'000 Franken auf 300'000 Franken erhöht. Diese Zahlungen wurden mit einem Leistungsvertrag "betreffend Betriebsbeiträge 2020-2023" vereinbart, wo im Artikel 4 explizit die Leistungen des Vereins definiert werden.
    Unseres Erachtens wurden viele dieser Leistungen nicht oder nur mangelhaft erfüllt. Dies ist einerseits im thematischen Kontext auf der Website haus-der-religionen.ch und den Jahresberichten ersichtlich. Andererseits sind die kulturellen Leistungen beispielsweise auch in der Jahresrechnung 2021 vom Verein "Haus der Religionen - Dialog der Kulturen" nicht ersichtlich: Beim "projektbezogenen Aufwand" sind für Kultur nur 16'477.65 deklariert. Mit sehr viel Goodwill können aus anderen Positionen nochmals einige 10'000 Franken hinzugerechnet werden. Ein Aufwand, also kulturelle Leistungen gemäss Leistungsvertrag über die bezahlten 300'000 Franken sind absolut nicht erkennbar. Ergo wurde ein Grossteil der bezahlten Gelder wohl anderen Kostenstellen zugeschlagen.
  • Religion ist nicht per se Kultur und "Dialog der Kulturen" bedeutet auch nicht, dass "Kulturelles" geleistet wird.
    Für uns Freidenker ist absolut nicht ersichtlich, warum ein "Haus der Religionen" kulturelle Unterstützung verdient. Insofern ist auch der Text in der "Kulturbotschaft 2024-2027" irreführend: "Das Haus der Religionen – Dialog der Kulturen (HdR-DdK) leistet einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Teilhabe aller Menschen jeglichen kulturellen oder religiösen Hintergrunds an der Gesamtgesellschaft."
    Unsere Erkenntnis ist aber, dass Menschen ohne Religionszugehörigkeit ausgeschlossen werden, wie beispielsweise die Nacht der Religionen 2021 zeigte (https://www.nacht-der-religionen.ch/2021-2/): 24 verschiedene Religionsgemeinschaften wurden thematisiert und eingeladen, aber keine Agnostiker, Atheisten oder anders Religionsfreie.

Die mit unserem Antrag frei werdenden 250'000 Franken können also besser für religionsfreie Kultur eingesetzt werden:

  • Eine Variante wäre, die Förderkredite zu erhöhen um einzelne kulturelle Aktivitäten besser zu unterstützen, aber nur sofern sie völlig losgelöst von irgendwelchen Religionen oder Dogmen sind.
  • Eine andere Variante wäre, bei anderen Leistungsverträgen grosszügiger zu sein.

Gerne stehen wir Ihnen bei Fragen zur Verfügung. Für die Berücksichtigung unserer Anliegen danken wir Ihnen bestens.

Freidenkende Region Bern FRB
3000 Bern
https://frei-denken.ch/bern