Als eines der Jahresthemen 2021 haben die Freidenkerinnen und Freidenker der Sektionen Winterthur und Ostschweiz «Rituale» gewählt – ein Thema, das eng verknüpft mit der Kultur eines Landes oder einer Region ist.

Seit Ende der 1980er Jahre häuften sich die Bücher über Rituale, die zu einem eigenständigen Forschungszweig der Soziologie wurde. Es war eine Folge der in den 1960er Jahren einsetzenden Globalisierung, die den Vorgang der weltweiten Verflechtung in Bereichen wie Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt und Kommunikation bezeichnet. Dadurch wurden viele Menschen mit weltweit unterschiedlichen Ritualen konfrontiert.

In seinen Ausführungen ging FVS-Winti-Mitglied Olivier Braun auf typische Rituale in der Familie und in der Gesellschaft ein. Zudem präsentierte er Beispiele aus den Bereichen Wirtschaft, Sport, und Politik sowie ein Beispiel aus der Paartherapie, wo Rituale gezielt zur Lösung von Problemen eingesetzt werden. Ergänzend wurden auch Beispiele aus dem Tierreich gezeigt, wo es ebenfalls viele Rituale gibt. Alle diese Beispiele dienten Olivier dazu, wichtige Merkmale von Ritualen herauszuschälen, die das Zusammenleben in einer Gesellschaft erleichtern.

Zusammenfassend sind Rituale aus folgenden möglichen Gründen hilfreich:

• sie vermitteln eine Botschaft
• sie erleichtern die Grenzüberschreitung in eine andere Gruppe
• sie fördern das Gemeinschaftsgefühl
• sie versichern, dass man zum selben Kulturkreis gehört
• sie lenken Emotionen in geordnete Bahnen (beispielsweise Schuldzuweisungen)
• sie wiederholen sich (täglich, wöchentlich, jährlich, einmal im Leben)
• mit Ritualen werden spezielle Ereignisse gewürdigt (Geburt, Hochzeit usw.)
• sie bringen Ordnung in den Alltag
• die Kenntnis von Ritualen vermittelt Sicherheit, man kann erahnen, wie das Gegenüber reagieren wird
• sie laufen oft nach bestimmten Regeln ab

Fazit: Rituale machen das erfolgreiche Zusammenleben von Menschen überhaupt erst möglich (Melanie Korner).