Dignitas zu Besuch in Agarn
Wir haben uns über die Situation zum begleiteten Freitod in Alters- und Pflegeheimen im Wallis informiert und haben ein Referat von Dignitas besucht.
Die RhoneZeitung hat am 19. April über den begleiteten Freitod in den Walliser Alters- und Pflegeheimen berichtet. Die Walliser Freidenker haben sich bei der Leitung des Alters- und Pflegeheims Englischgruss erkundigt, ob das Bistum Sitten wie 2013 angekündigt tatsächlich Seelsorgeleistungen im Heim Englischgruss eingestellt hat nachdem dort Sterbehilfeorganisationen der Zutritt erlaubt wurde. Dies ist gemäss Herr Kalbermatten zum grossen Glück für die gläubigen Bewohnerinnen und Bewohner nicht eingetreten. Bei dieser Gelegenheit wurden wir auf einen Anlass von Dignitas in Agern hingewiesen, an welchem der Leiter des Englischgrussheims als Referent anwesend sein würde.
Wir haben den Anlass am Donnerstagabend, dem 3. Mai besucht. Es waren vor allem interessierte Senioren da. Der Referent von Dignitas hat kompetent und knackig über den begleiteten Freitod berichtet. Spannend und hervorzuheben: Dignitas nimmt auch Suizidprävention sehr ernst weil nur jeder rund 5. Selbstmordversuch in Eigenregie gelingt und die Menschen anschliessend unter den Folgen leiden.
Eine enge Zusammenarbeit mit Palliative Care für ein optimales, individualisiertes Angebot wird angestrebt. Sobald der begleitete Freitod als Dienstleistung im öffentlichen medizinischen Leistungskatalog aufgenommen wird, sieht Dignitas ihr Ziel erreicht. Dignitas versteht sich im Gegensatz zu Exit eher als juristische und politische Instanz, während Exit sich vor allem um die medizinischen und organisatorischen Aspekte kümmert.
Die beiden Organisationen arbeiten also eng zusammen. Dignitas stellt seine Referenten kostenlos zur Verfügung. Er betonte die Wichtigkeit von Vorsorgemassnahmen wie der Patientenverfügung. Der Referent von Dignitas wies im Übrigen noch auf mehrere Bibelstellen hin, in denen begleiteter Freitod und sogar aktive Sterbehilfe durchaus toleriert wurden, was die Deutungshoheit der Kirche durchaus griffig in Frage stellte.
Besonders spannend war die Stellungnahme des Heimleiters des ersten Altersheimes im Wallis, welches Sterbebegleitungsdienstleistern Zugang gewährt hat: Der Entscheidungsprozess der 12-köpfigen Arbeitsgruppe (darunter mehrere Repräsentanten verschiedener Pflege-Ebenen des Instituts, der Seelsorge, ein Pfarrer sowie Freiwillige aus der Bevölkerung) dauerte 2 Jahre: am Schluss sprach sich nur noch die Person, welche die Seelsorge repräsentierte, gegen den begleiteten Freitod im Pflegeheim aus).
Bis auf die ablehnende Haltung von Seiten der Kirche (Artikel im WB) gab es nach Veröffentlichung der Entscheidung der Heimleitung viel Zustimmung sowohl von BewohnerInnen als auch Angestellten. Es sieht derzeit nicht so aus, dass andere Alters- und Pflegeheime im Wallis nachziehen werden. Als Präsidentin des Vereins habe mir erlaubt dem Leiter im Namen aller unserer Mitglieder zu diesem Schritt zu gratulieren.