Was heisst Aufklärung heute?
Vernunft und Toleranz Klerikaler Absolutismus, islamischer Fundamentalismus, autoritäre Politik und ein entfesselter Kapitalismus bedrohen den denkenden Menschen. Wie lässt sich Vernunft und Toleranz heute durchsetzen? Was ist in der geschichtlichen Entwicklung durch die Gedanken der Aufklärung positiv verändert worden, wo gab es Rückschläge? An welchen Fronten und mit welchen Mitteln wird heute der Kampf um Vernunft und Toleranz geführt? Gibt es die Möglichkeit einer Parallelgesellschaft in der sowohl die Aufklärung als auch anti-aufklärerische Gedanken gemeinsam existieren können? Diese und andere Fragen diskutiert Volker Panzer mit seinen Gästen: Der Literaturwissenschaftler Manfred Geier spannt in seinem Buch „Aufklärung – Das europäischen Projekt“ den Bogen von den Begründern - John Locke, Immanuel Kant, Jean-Jacques Rousseau und Denis Diderot bis in unsere Zeit und beschreibt die Wirkmacht dieser Programmidee: „Aufklärung legitimiert sich nicht durch Verweis auf stabilisierte und anerkannte Vormächte, sondern durch eine Begründung, der jeder mündige Mensch mit seinem Verstand zu folgen in der Lage ist.“ Befreiung aus der Unmündigkeit Der Titel des neuen Buches von Heiner Geißler ist programmatisch: „Sapere aude!“ (Lat: Wage zu denken!), ruft er, Kant zitierend, sich und seinen Lesern zu und fordert eine neue Aufklärung. Dabei sind dem Schlichter von Stuttgart 21 die „Wutbürger“ die richtigen Weggefährten: „Sie befreien sich endlich aus ihrer Unmündigkeit. Und sie beweisen die nötige Entschlusskraft und den Mut, sich ihres neu erworbenen Verstandes öffentlich zu bedienen.“ Die Berliner Philosophieprofessorin Sybille Krämer beschreibt, wie die Aufklärung immer einhergeht mit einem Wandel der Medien. Zur Methodik des aufgeklärten Denkens stellt sie fest: „Mittel zur Erkenntnis ist nicht nur das Wissen, sondern vor allem der Zweifel“.
Video: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1639552/nachtstudio-vom-20.-Mai-2012